Es riecht schon angenehm nach frischer Wäsche, als ich morgens um acht auf mein Ziel zusteuere: Die Tür am Ende des Büroflures, neben der statt einer Raumnummer ein Schild mit einem kleinen Waschmaschinen-Symbol hängt. Waschen – das ist das Thema meines heutigen Tages. Es mag zunächst verwundern, dass sich die tägliche Arbeit der ALDI SÜD Mitarbeiterin, die ich heute besuche, zu großen Teilen ums Waschen dreht. Marion Weber-Rüter wäscht aber nicht im herkömmlichen Sinn – ihre Mission dreht sich ganz um das Thema Qualität.
Damit der Pulli nicht einläuft
Ob Sporthose, Babystrampler, Kuschelpulli oder Bettwäsche – fast jede Woche sind auf unseren Aktionstischen auch Textilien zu finden. Das passiert aber nicht ohne Vorarbeit: Damit der Kuschelpulli beim Waschen nicht einläuft, der Strampler nicht zwickt und die Sporthose nicht ihre Farbe verliert, prüfen wir unser Textilien-Angebot vor dem Verkauf ganz genau. Und genau dafür ist Marion Weber-Rüter zuständig, Service Technician im internationalen Einkauf von ALDI SÜD. Ihr Reich ist der einzige Raum am Hauptstandort von ALDI SÜD, in dem sich acht große, silberne Waschmaschinen und Trockner befinden. Zusammen mit ihren Kolleginnen in den an die Waschküche anschließenden Büroräumen stellt sie sicher, dass das Textil-Angebot von ALDI SÜD immer den höchsten Qualitätsstandards entspricht.

Auf Qualitätsreise
Bevor Kleidung, Bettwäsche oder Tischdecken in den Maschinen der Waschküche landen, haben Sie schon eine richtige kleine „Qualitätsreise“ hinter sich. Alles beginnt bei einem Gespräch zwischen dem Lieferanten und dem Einkäufer oder der Einkäuferin, bei dem der Lieferant die Ware vorstellt. Dafür bringen die Lieferanten das Qualitätsmuster mit, das vor allem die Beschaffenheit des Materials zeigen soll. Gefällt das Muster, wird ein weiteres in Auftrag gegeben: das optische Freigabemuster. Dieses wiederum zeigt, wie das bestellte Produkt fertig verarbeitet aussieht. Genau hier startet auch der Einsatz von Marion Weber-Rüter: Stimmt der Schnitt? Sind Nähte und Applikationen gut verarbeitet? Ist die Qualität des Stoffes wie erwartet? Ist der Stoff sauber vernäht und richtig bedruckt? Als staatlich geprüfte Bekleidungstechnikerin und -gestalterin hat Marion Weber Rüter einen Blick für die Details, die sicher vielen anderen entgehen würden. „Die Prüfung der Verarbeitung macht mir am meisten Spaß an meiner Arbeit. Manchmal bin ich ein richtig kleiner Kontrollfreak“, erzählt sie mir lachend. Wir stehen in einem der fünf Räume, in denen alle Muster für spätere Abgleiche aufbewahrt werden. Zwischen den Jacken, Blusen, Hosen, Kleidern und Röcken fühle ich mich wie im Textilien-Himmel.
Musterarbeit
Zurück im Waschraum wird es plötzlich eilig: Der Postbote bringt ein Paket, das Marion Weber-Rüter dringend erwartet hat: Es enthält Produktionsmuster von Socken. Produktionsmuster – so heißt das letzte Muster, das die Qualitätsprüfung bei ALDI SÜD durchläuft und häufigster Besucher in der Waschküche ist. Es ist der fertig produzierte und verpackte Artikel, der eigentlich bereit für den Verkauf in der Filiale ist – sollte er den Waschtest unserer Bekleidungstechnikerin bestehen. Für das Waschen erhält Weber-Rüter sechs Wochen vor Verkaufsstart von jedem Produkt fünf Exemplare. Von den eingetroffenen Mustern sucht sie sich jeweils drei Größen in verschiedenen Farben raus und wäscht sie bei empfohlener Temperatur. Allerdings nicht nur einmal, sondern gleich dreimal hintereinander. Eine weitere Auswahl an Socken landet nur einmal in der Maschine. So lässt sich später prüfen, ob die Qualität des Materials nach mehreren Waschgängen abgenommen hat.

Auf Herz und Nieren gewaschen
„Nach dem Waschen kontrolliere ich mit Hilfe von Maßband, Waage und mit meinen Sinnen, ob sich die Maße, Optik, Haptik oder das Gewicht nach dem Waschen verändert haben“, erzählt Weber-Rüter. Die Ergebnisse trägt sie in einem Formular ein und bespricht dieses anschließend mit dem jeweiligen Einkäufer oder der Einkäuferin. Entsprechen alle Werte den Erwartungen, können die Produkte in den Verkauf gehen. Sollte einmal nicht alles in Ordnung sein, müssen die Textilien neu produziert und der Verkaufsstart verschoben oder ganz abgesagt werden. Das passiert aber so gut wie nie, erfahre ich. Durch die verschiedenen Stufen der Qualitätsprüfung und unsere guten Lieferanten geht selten am Ende noch etwas schief.
Übrigens…
…ist die interne Prüfung natürlich nur ein Baustein unserer umfangreichen Qualitätssicherungs-Maßnahmen, wir arbeiten auch mit zahlreichen externen Prüfinstituten zusammen. Diese stellen unter anderem sicher, dass unsere Lieferanten mit ihren Produkten die gesetzliche Vorgaben und unsere Qualitätsanforderungen erfüllen.
Und was ist aus den Socken geworden? Die haben den Test bestanden.Für sie kann es erst los zum Produktshooting für den Handzettel „Meine Woche“ und anschließend in die Filiale gehen. In der Waschküche warten währenddessen schon die nächsten Textilien zur Prüfung und ich mache mich auf dem Weg zurück zu meinem Schreibtisch. Obwohl ich eigentlich gerne erfahren hätte, welches Kleidungsstück die Bekleidungstechnikerin von ALDI SÜD als nächstes unter die Lupe nimmt.
2 Kommentare