Bei der Produktion von Textilien übernimmt ALDI SÜD zunehmend Verantwortung, sprich: Corporate Responsibility (CR). Nach Hongkong haben wir nun auch in Bangladesch ein Büro eröffnet, von dem aus unsere Kollegen daran arbeiten, unsere Richtlinien in der Textilproduktion umzusetzen. Geleitet wird die „CR-Unit“ von Nurul Azam, der aus Bangladesch kommt und als Manager viel Erfahrung in den Bereichen Soziale Standards, Fabrikaudits, Arbeitssicherheit und Trainings gesammelt hat. Zur Eröffnung des neuen Standortes hat er uns Einblick in seine Arbeit gegeben.

Herr Azam, wie geht es Ihnen und den Kolleginnen und Kollegen im neuen Büro?
Danke, ganz gut! Wir befinden uns noch im Aufbau, und ich führe aktuell viele Vorstellungsgespräche. Wir sind noch zu viert, aber bis Ende 2017 werden wir etwa 15 sein. Ein neues Büro aufzubauen, ist ein bisschen, wie eine Familie zu gründen. Es geht ja darum, den Arbeitsplatz und Arbeitsbereich von Grund auf zu gestalten und ein angenehmes Arbeitsumfeld für das Team – die neuen Familienmitglieder – zu schaffen. Sie alle bringen viel Erfahrung und Expertise in den Bereichen Social Compliance, Gebäudesicherheit und Brandschutz, Training sowie Umwelt- oder Chemikalienmanagement mit. Wir sind ein starkes Team.

Wie sieht der Alltag im neuen Büro aus?
Es gibt für mich derzeit keine feste Routine, sondern vor allem abwechslungsreiche Aufgaben. Ich kümmere mich um das, was gerade auf meinem Schreibtisch landet. Leitung des Teams, Betrieb, Aufsicht, die Nachverfolgung von Tätigkeiten beim Büroaufbau, Sicherstellung des notwendigen Budgettransfers für Dienstleister, Qualitätssicherung, Auswahl der richtigen Teammitglieder, Vor-Ort-Besuche bei unseren Produzenten sowie Besprechungen mit Lieferanten und Stakeholdern. Und natürlich die enge Kommunikation und Absprache sämtlicher Aktivitäten und Programme mit unserer internationalen CR-Abteilung.
Wo genau sind Sie und Ihr Team im Einsatz?
Unser Büro ist in erster Linie für Bangladesch zuständig. Wir kümmern uns aber als regionale Niederlassung auch um Nachbarländer wie zum Beispiel Indien, Pakistan und Sri Lanka.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei Ihrer Arbeit?
Die Herausforderungen sind vielfältig. Es geht darum, ein starkes Team mit den richtigen Personen am richtigen Ort aufzubauen. Wir arbeiten daran, dass die Produktion in Bangladesch und der Region mit der Entwicklung von ALDI SÜD zu mehr Umweltschutz und besseren Arbeitsbedingungen Schritt hält. Der Schlüssel liegt in einem geschickten Management und einer effizienten Abstimmung mit unseren Einkaufsabteilungen, Lieferanten, Produktionsstätten und Stakeholdern. Das ist eine sehr komplexe Aufgabe und unglaublich interessant.
Was ist Ihr Eindruck von den Produktionsstätten?
Die Textilindustrie in Bangladesch steht vor dem Übergang in eine neue Ära und profitiert dabei von einer neuen Management-Generation. Sie kombiniert die Erfahrungen ihrer Vorgänger mit einem moderneren Denken. Das sieht in der Praxis so aus, dass sich Manager nicht mehr als eine „One Man Show“ verstehen. Sie tauschen sich stärker mit Experten aus und nutzen Managementsysteme. Der gesamte exportorientierte Textilmarkt befindet sich im Wandel. Soziale Verantwortung, Gebäudesicherheit, Brandschutz und der Umweltschutz gewinnen enorm an Bedeutung. Parallel entwickelt sich ein Austausch zwischen Stakeholdern und internationale Initiativen wie Accord on Fire and Building Safety, Alliance for Bangladesh Worker Safety und der Detox-Kampagne von Greenpeace. Verstärkt einbezogen werden ebenso Vertreter der Industrie, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Regierungsinstitutionen sowie auch die einzelnen Produktionsstätten und Arbeitnehmervertretern.

Wie ist das Leben in Bangladesch?
Mir gefällt die Gastfreundschaft unseres Volkes besonders und die Bereitschaft, neue Herausforderungen anzunehmen und positiv zu bewältigen. Davon profitiert das ganze Land. Die Armuts-, Analphabetismus- und Todesraten sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. In den Städten wachsen die Hochhäuser, es wird in die Infrastruktur investiert, und öffentliche Verkehrsmittel verbinden Dhaka mit den Nachbarstädten. Der Fortschritt zeigt sich überall. Auf den Straßen fahren mehr Autos, und Millionen von Arbeitern mit geringerem Einkommen verfügen über Fernseher mit Kabelanschluss und Smartphones. Wenn die Bevölkerung zunehmend qualifizierte Arbeitskräfte hervorbringt, die die Industrialisierung und den Export beflügeln, wird Bangladesch sicher schon bald die Schwelle zu einem Land mit mittlerem Einkommen erreichen. Diese Entwicklung wird auch von den Anstrengungen der Textilindustrie in Bangladesch angetrieben. Und mein Team und ich wollen dazu beitragen, dass das so weitergeht.
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