Zu hohe Pestizidrückstände in Obst und Gemüse können für Mensch und Umwelt schädlich sein. Wir haben deshalb schon 2006 strenge Rückstandsgrenzen eingeführt und passen unsere Qualitätsstandards kontinuierlich, auch unter Berücksichtigung der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse, an. Seit dem 1. Januar 2016 schließen wir zusammen mit ALDI Nord den direkten Einsatz bestimmter bienentoxischer Wirkstoffe beim Anbau von deutschem Obst und Gemüse aus.
Für die Umsetzung dieser Qualitätsanforderung haben wir im Frühjahr zusammen mit Umweltschutzverbänden, landwirtschaftlichen Erzeugern und Pflanzenschutzexperten bei einem Runden Tisch einen für alle Seiten tragbaren Lösungsansatz erarbeitet. Gut neun Monate später fand nun ein zweiter Runder Tisch statt. Anlass für uns, das Thema Pestizid-Reduzierung bei ALDI SÜD einmal genauer zu beleuchten.
Zum Schutz der Bienen
Bienen sind essenziell für die weltweite Nahrungsmittelproduktion. Allerdings sind sie auch stark gefährdet und zwar durch Pestizide der industriellen Landwirtschaft. Diese schützen Kulturpflanzen vor Schädlingsbefall. Gleichzeitig stehen besonders Pestizide der Gruppe der Neonicotinoide im Verdacht, für den Rückgang von Bienen und anderen Fluginsekten wie Schmetterlingen mit verantwortlich zu sein. Das war für uns ausschlaggebend, den Einsatz dieser Wirkstoffe zu begrenzen, um so einen Impuls für den Bienenschutz im Lebensmitteleinzelhandel zu geben.
Als Ergebnis des ersten Runden Tisches vereinbarten die Teilnehmer, auf den Einsatz von acht bienentoxischen Wirkstoffen als Spritzanwendung auf dem Feld zu verzichten. Darüber hinaus haben sich alle Beteiligten dazu verpflichtet, intensiv an der Reduzierung des Einsatzes dieser Wirkstoffe im Rahmen der Behandlung von Saat- und Pflanzgut sowie in der Jungpflanzenanzucht zu arbeiten.
Erste Bilanz
Bei dem zweiten Treffen war es nun Zeit, Bilanz zu ziehen. Angestoßene Maßnahmen wie beispielsweise Versuche in der Jungpflanzenbehandlung zur weiteren Wirkstoffreduktion wurden erläutert und erste Ergebnisse ausgewertet. Wir konnten vor allem eines feststellen: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Unsere Spezifikation wird von den Erzeugern umgesetzt und vollumfänglich eingehalten. Im Fokus des Dialoggesprächs standen neben der Reduzierung des Pestizideinsatzes und der Einhaltung unserer Vorgaben auch Bienenschutzprojekte wie zum Beispiel die Anlage von Blühstreifen im Gemüseanbau, die einen Lebensraum für Bienen bieten und so zur Förderung des Bestands beitragen.
Es ist sehr wichtig, dass wir uns auch um die Lebensräume und die Nahrungssituation von Bestäubern im Allgemeinen und Bienen im Speziellen kümmern. Durch richtige Pflege von beispielsweise Grün- und Brachflächen sowie Streuobstwiesen steht diesen Insekten ein breites und vielfältiges Nahrungsangebot bis weit in den Herbst hinein zur Verfügung. Hier werden wir zusammen mit unseren Lieferanten und anderen Interessensgruppen zukünftig einen zusätzlichen Schwerpunkt unserer weiteren Arbeit setzen.
Insgesamt kann ich festhalten, dass die Stimmung auch beim zweiten Treffen wieder sehr gut war und alle Akteure produktiv und lösungsorientiert zusammengearbeitet haben. Für mich als Qualitätsmanager für den Bereich Obst und Gemüse war die Vorbereitung und Teilnahme eine spannende und positive Erfahrung. Mit so vielen unterschiedlichen Interessensgruppen zusammenzusitzen und einen lösungsorientierten Dialog zu führen, bei dem am Ende für alle Seiten tragbare Ergebnisse erzielt werden, ist nicht selbstverständlich.
Lob von Greenpeace
Dass wir in Sachen Bienenschutz wichtige Anstöße für die Branche geben, bestätigt eine aktuelle Studie von Greenpeace. Diese untersucht die Verwendung von Pestiziden in Obst und Gemüse von Handelsunternehmen. Greenpeace lobt nicht nur unser Verbot für bienengefährdende Pestizide, sondern auch den transparenten Umgang mit Pestizidanalysen: ALDI SÜD veröffentlicht alle Ergebnisse online. Zu finden sind diese hier. Auch die Reglementierung der Gesamtbelastung wurde von Greenpeace positiv bewertet: Abhängig von der Kultur, erlaubt ALDI SÜD maximal drei bis fünf unterschiedliche Pflanzenschutzmittelrückstände im Produkt, wobei die Summenauslastung der Höchstgehalte maximal zu 80 Prozent ausgeschöpft sein darf. Somit gehen unsere internen Grenzwerte deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.
Besonders gefreut hat mich das Lob, das uns von Seiten einer Imker-Interessensgemeinschaft erreicht hat. Ihr Präsident freute sich über unser Verbot für bienengefährdende Pestizide und ist sich sicher, dass es den Bienen, deren Nachkommen und den Honigkunden zu Gute kommen wird.
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