
Reiner Schultheiß (58) ist Lkw-Fahrer und seit 1986 bei ALDI SÜD. Er arbeitet für die Regionalgesellschaft Langenselbold und ist einer von vielen Fahrern, die Tag für Tag die Filialen im Gebiet zwischen Frankfurt am Main, Fulda und Aschaffenburg beliefern. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie sich die aktuelle Corona-Krise auf seine Arbeit auswirkt.
Reiner, du transportierst jeden Tag die Waren, die in den Filialen dringend erwartet werden. Wie erlebst du die aktuelle Situation?
Ich muss gerade oft an die Zeit zurückdenken, als ich bei ALDI SÜD angefangen habe. Das war 1986, kurz nach Tschernobyl, und die Leute waren auch sehr verunsichert. Wir haben damals in großen Mengen Konserven in die Filialen geliefert. Das ist jetzt wieder eine besondere Zeit.
Was hat sich an deiner Arbeit geändert?
Seit über eine Woche sind wir praktisch pausenlos unterwegs. Den Wagen vollmachen, raus zu den Filialen, abliefern, zurück zum Lager, Nachschub holen und wieder raus. Die Leute kaufen Wasser, Milch, Reis, Nudeln, Mehl, Klopapier und eben auch wieder Konserven. Das Pensum ist enorm. Normalerweise gibt es zwischen Früh- und Spätschicht etwas Luft, jetzt geht es nahtlos weiter. Wenn ich an der Filiale bin, werde ich ab und zu angesprochen – „Gut, dass es Sie gibt“ und sowas. Das war früher nicht so und freut mich sehr.
Was ist neben dem Pensum die größte Herausforderung?
Das sind für uns tatsächlich die letzten Meter bis zur Filiale. Es ist viel schwieriger geworden, an die Laderampe zu kommen. Nicht wegen des Straßenverkehrs, der ist eher zurückgegangen. Aber die Parkflächen und die Zufahrten an den Filialen sind oft so zugeparkt, dass wir nicht durchkommen. Das kostet immer wieder wertvolle Zeit.
Was würde euch die Arbeit erleichtern?
Es hilft immer, wenn alle Leute mitdenken – also nicht nur an sich selbst, sondern auch an die anderen. Rücksicht auf andere ist wieder ganz wichtig. Das fängt schon auf dem Parkplatz an. Da sollte man so parken, dass wir mit unseren Lkw durchkommen und die Ware abliefern können, auf die alle warten. Und das geht in der Filiale weiter: Muss ich die letzten zehn Pakete Nudeln wirklich alle einpacken – oder lass ich noch welche für die anderen da? Da kann jeder seinen Beitrag leisten.
Viele Leute haben Angst, dass es keine Lebensmittel mehr gibt. Was sagst du denen?
Wir versorgen die Filialen Tag für Tag von früh morgens bis Mitternacht ohne Unterbrechung. Aber egal, wie viele Waren wir auch ausliefern: Wenn wir zurückkommen, ist das Lager wieder voll und genug von allem da. Wenn ein Artikel in der Filiale ausverkauft ist, liefern wir ihn meistens schon am nächsten Tag nach. Ich kann nur sagen: Leute, lasst das Hamstern sein – wo ich herkomme, gibt es genug für alle.
Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten in der Corona-Krise Außerordentliches. Hier erzählen ein Azubi und eine Lagermitarbeiterin, wie sie die aktuelle Lage erleben.
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