Der Appetit auf Fisch und Garnelen ist den letzten Jahren weltweit enorm gestiegen. Kein Wunder: Die Meerestiere sind reich an Omega-3-Fettsäuren und gelten daher als besonders gesund. Nach Einschätzung von Experten wird sich die Nachfrage nach Fisch auch weiterhin fortsetzen. Die Welternährungsorganisation (FAO) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostizieren bis zum Jahr 2025 einen Anstieg der Fischzucht um 21 Prozent. Das entspricht einem weltweiten Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 21,8 kg.
Nachhaltig gezüchtete Garnelen sind eine Rarität
Die gestiegene Nachfrage hat allerdings ihre Schattenseiten. Denn sie führt dazu, dass immer mehr Gewässer überfischt sind und es einen drohenden Engpass bei Fischen aus nachhaltiger Zucht gibt – so auch bei Garnelen. Die Garnelenzucht ist mit ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden. Die Ursache hierfür liegt vor allem in der Gestaltung der Wertschöpfungskette: In der Garnelenproduktion erzielen meist nur wenige große Player Gewinne, nicht jedoch die Garnelenfarmer. Um überleben zu können, züchten diese daher vielfach auf kleiner Fläche zu viele Garnelen.
Auf Dauer bringt diese intensive Bewirtschaftungsform massive Umweltprobleme mit sich: Durch die Abholzung von Mangrovenwäldern für neue Zuchtbecken wird beispielsweise ein wichtiges Ökosystem für Jungfische zerstört. Und die zur Abwehr von Krankheitserregern vermehrt eingesetzten Chemikalien führen zu einer erhöhten Belastung der Umwelt.

Neue Wege in der Garnelenzucht
Dass die Garnelenzucht umweltbewusster und sozialer von statten gehen kann, beweist ALDI SÜD seit Anfang dieser Woche. In bestimmten Regionen finden Kunden in den Tiefkühlregalen Bio-Garnelen mit sozialem und ökologischem Plus. Die Meeresfrüchte „Black Tiger Garnelen“ stammen aus einem Projekt, dass unsere Kollegen von HOFER aus Österreich angestoßen haben.

Aufbau einer Wertschöpfungskette für bio-zertifizierte Garnelen
HOFER hat die Situation der Garnelenbauern zum Anlass genommen, um zusammen mit der Austrian Development Agency (ADA) – der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit – ein einzigartiges Projekt zu fördern. Im Bundestaat Westbengalen im Osten von Indien haben HOFER und die ADA in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen die erste bio-zertifizierte Lieferkette für Garnelen aufgebaut.

Ziel des Projektes war neben der ökologischeren Gestaltung der Garnelenproduktion, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Garnelenbauern. Erste Vorbereitungen für das Projekt haben die Kollegen bereits 2012 getroffen. So wurde die Region auf die Möglichkeit einer ökologischen Garnelenzucht geprüft. Projektmanager vor Ort kümmerten sich um die Auswahl geeigneter Garnelenfarmer und überzeugten diese von der Wichtigkeit des Projektes zu Sicherstellung ihrer Lebensgrundlage.

Langfristige Abnahmegarantien und höhere Preise
Mit der Förderung durch HOFER und ADA konnte das Projekt 2013 weiterentwickelt und ausgebaut werden. Zum Abschluss des Projektes 2017 waren knapp 500 Farmer sowie Farm- und Projektmitarbeiter in das Projekt einbezogen. Insgesamt wurden mehr als 100 Tonnen Garnelen in Bio-Qualität exportiert. Durch langfristige Abnahmegarantien und bessere Preise profitieren die Garnelenzüchter wirtschaftlich von den umgesetzten Maßnahmen der Kooperationspartner.
Soziale Verbesserungen für die Garnelenfarmer
Darüber hinaus verbessern soziale Maßnahmen am Produktionsort die Lebensbedingungen der Menschen. So wurden beispielsweise Obst und Gemüse auf den Deichen gepflanzt und ein Trinkwasserbrunnen gebaut. Zudem gibt es Maßnahmen zur Verbesserung des Sanitär-, Gesundheits- und Medizinbereichs.

Damit die Garnelenfarmer auch nach Abschluss des Projektes von den Verbesserungen profitieren und Garnelen produzieren können, führen die Projektmitarbeiter in Indien die Projektarbeit fort. Sie gründeten hierfür eigens das Unternehmen „Blue Sea Aquaculture Private Ltd.“.
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