Start Verantwortung Ach, du liebe Tüte…

Ach, du liebe Tüte…

Von   

Berit Hullmann

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Lesedauer 3 Minuten

ALDI macht Schluss: ALDI Nord und ALDI SÜD verzichten zukünftig auf Einwegtüten. Damit wird ALDI der erste große Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland, der seinen Kunden ausschließlich Mehrwegtragetaschen anbietet. Und auch wenn alle wissen, dass es besser so ist: Schlussmachen tut weh. Ein Abschiedsbrief an die Einwegtüte.

Es hat  so romantisch angefangen mit uns beiden.  An einem Freitagabend habe ich dich beim Einkaufen getroffen. Du hingst dort so rum und sahst einfach toll aus. Als ich dich gefragt habe, ob du mit zu mir kommen möchtest, hast du ganz spontan ja gesagt. Bist mit hoch in meine kleine Altbauwohnung im vierten Stock. Wir aßen Spaghetti und tranken Rotwein. Im Kerzenlicht bewunderte ich deine makellose Form. Du hattest eine Tafel Nussknacker als Überraschung dabei. Da war es um mich geschehen.

Von diesem Abend an bliebst du bei mir. Es begann eine schöne und unbeschwerte Zeit. Du warst für jeden Spaß zu haben. Bei spontanen Ausflügen ins Grüne hast du immer etwas zum Naschen eingepackt. Du hast dich schnell wohl gefühlt bei mir und warst immer hilfsbereit. Du hast CD-Sammlungen verliehen und wieder zurückgebracht, meine alten Klamotten aussortiert und in den Keller getragen.  Doch dieses Leben, das wir uns gemeinsam aufgebaut haben, wurde dir schon bald zu viel. Deine schicke und glatte Fassade bekam kleine Risse. Eine feste Bindung hat dich abgeschreckt. Bei einem unserer Wocheneinkäufe hast du mir klar gemacht, dass du das nicht jahrelang aushalten würdest. Du warst schön anzusehen, aber das reichte mir irgendwann nicht mehr. Ich wollte mehr von dir, als du mir geben konntest.  Weil ich dich nicht verlieren wollte, habe ich dich immer geschont.

Dann bist du mit meinem besten Freund abgehauen. Er dachte, du bedeutest mir nichts, und hat dich einfach mitgenommen. Zusammen mit meinem Lieblingsbuch. Und du? Du bist einfach mitgegangen. Hast dich nicht einmal umgedreht. Ich blieb zurück und dachte an unseren ersten Abend bei Spaghetti und Wein. In meiner Trauer und Verzweiflung suchte ich Ersatz. Es gab viele wie dich. Immer für ein kurzes Abenteuer.

Ich merkte: Du und alle, die nach dir kamen, waren ersetzbar und beliebig. Aber ihr hattet auch Style. Vielleicht hat es auch deshalb so lange gedauert, bis ich darüber nachdachte, mehr Stabilität in meinen Alltag zu bringen.  Nach einem Cocktail-Abend mit einer deiner instabilen Freundinnen wurde mir endgültig klar: Lange kann ich das nicht mehr mitmachen. Ich sehnte mich nach Beständigkeit, nach Zuverlässigkeit. Nach jemandem, der immer an meiner Seite ist, auch, wenn es viel zu schultern gibt.

Und an einem ganz normalen Freitagnachmittag bei ALDI SÜD an der Kasse trat jemand Neues in mein Leben. Sie half mir, meine Trost-Schokolade zu tragen und schaffte sogar vier Flaschen Wein ohne Probleme. Ich war beeindruckt von ihrer Stärke und wollte sie gleich behalten. Schon nach den ersten gemeinsamen Unternehmungen merkte ich, dass die Neue mich glücklich machte. Für dein Aussehen habe ich immer viele Komplimente bekommen, wenn wir zusammen unterwegs waren. Das hat mir natürlich geschmeichelt.  Aber meine Neue hat mir gezeigt, dass  gutes Aussehen und eine feste Bindung durchaus zusammenpassen. Sie sieht mindestens genauso hübsch aus wie du zu deinen besten Zeiten. Jung und Frisch. Dass der Zahn der Zeit sogar an dir nagte, musste ich mit Schrecken feststellen als ich dich letztens bei meinem besten Freund in der Küche gesehen habe. Auch wenn deine zeitlose Schönheit noch durchschimmerte, konnte man dir ansehen, dass du viel unterwegs warst. Meine Neue ist da ganz anders. Auch nach mehreren Flaschen Rotwein und unzähligen Tafeln Nussknacker sieht sie noch taufrisch aus.

Mein Freund merkte auch, dass er mit dir nicht glücklich werden konnte. Er wollte dich zu mir zurückbringen, hat dir sogar Kuchen mitgegeben. Denn auch er hatte sich längst auf etwas Festeres eingelassen. Aber ich wollte dich nicht mehr. Du sahst mich traurig an und wolltest, dass wir Freunde bleiben. Aber ich wusste, dass du mir und deiner ganzen Umwelt nicht gut tust. Die Trennung war unvermeidbar. Schweren Herzens beschloss ich, dich aus meinem Leben zu entsorgen. Ich hoffe sehr, dass aus dir etwas geworden ist und du nicht, wie so viele deiner Freundinnen, in der Gosse gelandet bist.

Meine Liebe, es tut mir zwar weh, dich für immer gehen zu lassen, aber wir wissen beide, dass es das Beste ist. Es lag auch nicht nur an dir. Mir hat einfach die Sicherheit gefehlt. Meine Neue hat mir sofort versprochen, dass sie immer an mir hängen wird.  Sie ist stabil, lässt sich immer und immer wieder benutzen, ohne große Schäden davon zu tragen und verträgt sich gut mit der Umwelt. Das mit uns ist was Ernstes. Etwas fürs Leben.

Geliebte ALDI Tüte, leider können wir keine Freunde bleiben.
Aber ich werde in guter Erinnerung an dich zurückdenken – mach’s gut.

Berit Hullmann
Seit 2017 gehöre ich zum Presseteam in der externen Kommunikation bei ALDI SÜD. Hier kümmere ich mich hauptsächlich um Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility. Bei ALDI SÜD greife ich besonders gern beim Bio-Sortiment zu. Mein ALDI SÜD Must-Have waren jahrelang allerdings die wiederverschließbaren Baby-Feuchttücher unserer Eigenmarke Mamia.

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