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Wir setzen uns bei ALDI SÜD bereits seit vielen Jahren dafür ein, den Anteil an übrig gebliebenen Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten. Sofern dennoch Lebensmittel, die sich nicht mehr für den Verkauf eignen, übrig bleiben, spenden unsere Filialen diese an soziale Einrichtungen. Hier arbeiten wir insbesondere mit der Tafel zusammen. Heute feiert die Tafel ihren 25. Geburtstag. Im Gespräch mit uns erzählt Evelin Schulz, Geschäftsführerin der Tafel Deutschland e.V., von ihrer Arbeit.

Frau Schulz, seit wann sind Sie bei der Tafel Deutschland. Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?

Ich bin seit 2007 in der Geschäftsstelle tätig. Schon damals gab es in Deutschland über 750 Tafeln, die fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert waren. Die Unterstützung dieser wertvollen Arbeit war mir von Anfang an ein großes Anliegen. Wir setzen uns aktiv gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und für die Linderung von Armut durch hauptamtliche Strukturen ein. Außerdem bin ich studierte Diplom-Ökotrophologin. Dieser Bezug zu Ernährung und der vielfältigen Auswahl an gesunden Lebensmitteln, die Tafeln bedürftigen Menschen zur Verfügung stellen, war meine persönliche Motivation, diesen Verband im Hauptamt zu unterstützen.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit der Tafeln am besten?

Nach der Gründung der Geschäftsstelle war es notwendig, Strukturen aufzubauen, die vorher – in einer rein ehrenamtlichen Organisation – nicht vorhanden waren. Ich habe dadurch die soziale Organisation beim „Erwachsenwerden“ unterstützt. Dazu zählte neben der Erarbeitung von Strategien auch die Schaffung von Lösungsansätzen für die Anliegen der 60.000 Tafel-Aktiven. Immerhin kümmern sich diese täglich um die Versorgung der heute 1,5 Mio. Bedürftigen in Deutschland. Diese Arbeit motiviert das Team der Geschäftsstelle und mich täglich.

Was mir darüber hinaus besonders an den Tafeln gefällt, ist, dass sie sich dynamisch entwickeln . Sie reagieren schnell und unbürokratisch auf plötzlich eintretende Veränderungen in der Gesellschaft. Deshalb entwickelt sich auch der Verband immer weiter. Es gibt keinen Stillstand nach 25 Jahren – ganz im Gegenteil.

Wie finanzieren sich die Tafeln und wie kann man die Tafel-Arbeit unterstützen?

Die Tafeln sind spendenfinanzierte Vereine oder Projekte in Trägerschaft. Sie sind abhängig von Spenden, Sponsoring, Förderungen oder kommunaler Unterstützung. Auch der Dachverband Tafel Deutschland erhält so gut wie keine staatliche Unterstützung. Nur wenige Projekte werden staatlich gefördert.

Mittlerweile sind die Tafeln in Deutschland flächendeckend vertreten. Das heißt, jede und jeder findet in seinem/ihrem näheren Umfeld eine Tafel oder zumindest eine von über 2.000 Ausgabestellen. Wer die Tafeln finanziell unterstützen möchte, kann Fördermitglied werden. Eine andere Möglichkeit ist, sich zum Beispiel statt Geschenken, Spenden an die Tafel zum Geburtstag zu wünschen.

Eine weitere ganz wichtige Unterstützung für die Tafeln ist die Zeitspende der Ehrenamtlichen. Die meisten Tafeln suchen dringend nach ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Dafür können sich alle Interessierten einfach an ihre örtliche Tafel wenden und ausprobieren, ob eine der vielfältigen Aufgaben, die in jeder Tafel anfallen, nicht auch etwas für sie wäre.

Wie sieht die Zukunft aus? Was gibt es für Pläne für die Tafeln für die nächsten 25 Jahre?

Um die Strategie des Verbandes für die nächsten 25 Jahre zu planen, hat der Dachverband im Jubiläumsjahr 2018 den engen Austausch und die Beteiligung aller Mitgliedstafeln gefördert.

In drei regionalen Zukunftswerkstätten und einem überregionalen Zukunftskongress in Berlin wurden die Zukunftsthemen Nachwuchsgewinnung, Zusammenarbeit mit Spendern, Wirken in der Gesellschaft, Herausforderungen durch die Digitalisierung sowie die internationale Zusammenarbeit mit tafel-ähnlichen Organisationen ergebnisoffen diskutiert. Daran teilgenommen haben Tafel-Aktive, Helferinnen und Helfer aus der Ausgabe und dem Fahrdienst, wie auch Tafel-Leitungen und Vorstände. Wir haben Tafel-Vertretungen mit externen Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verbänden zusammengebracht. Die Ergebnisse dieser Diskussionen mit neuen Ideen und Lösungsansätzen werden bis Ende 2018 in einem Strategiepapier zusammengefasst und auf der Mitgliederversammlung aller Tafeln in Deutschland 2019 verabschiedet. Zielsetzung der Tafel-Arbeit wird es weiterhin sein, noch mehr Lebensmittel zu retten, um noch mehr benachteiligten Menschen Unterstützung geben zu können.

Über die Tafel:

Die erste deutsche Tafel wurde 1993 in Berlin gegründet. Im September 1995 schlossen sich die damals existierenden 35 Tafeln zum „Dachverband Deutsche Tafelrunde“ zusammen, der ein Jahr später in „Bundesverband Deutsche Tafel e.V.“ umbenannt wurde. Heute nennt sich der Verband „Tafel Deutschland e.V.“ und fungiert mit dem ehrenamtlichen Vorstand als Interessensvertretung der bundesweiten Bewegung. Im Jahr 2006 wurde die Geschäftsstelle in Berlin gegründet. Von dort aus unterstützen hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den ehrenamtlichen Vorstand und sind gleichzeitig Dienstleister für die mittlerweile 940 Tafeln in Deutschland.

Wie die Arbeit bei der Tafel genau abläuft, zeigt auch dieses Erklärvideo:

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https://www.youtube.com/watch?v=i0Z8exZAJpk

Auch ALDI SÜD stellt täglich vielen Tafeln Lebensmittel zur Verfügung. Wir waren in der Weihnachtszeit bei der Mülheimer Tafel zu Besuch und haben uns die Arbeit genauer angesehen.

2 Kommentare

Ntürlich gibt es an Discountern einiges zu kritisieren, aber dass Aldi auch hier in Welzheim mit der neu gegründeten Tafel zusammenarbeitet ist sehr lobenswert!
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Wie bitte, in dem Land, dass das größte Brutto-Sozial-Produkt von Europa hat, ist man stolz auf die Existenz der Tafeln und feiert auch noch ein Jubiläum. Es können sich viele Menschen hier in diesem Land nicht am ersten Lebensmittelmarkt bedienen, weil das Geld nicht reicht. Ein Urteil kann sich jeder selber bilden.
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